Zahlreiche Menschen sind zur Finanzierung verschiedenster Anschaffungen auf Kredite angewiesen. Kredite können bei Banken und Finanzdienstleistungsunternehmen aufgenommen werden. Doch nicht jeder Kunde bekommt tatsächlich einen Kredit. Banken in Österreich sind verpflichtet, jede Kreditanfrage sehr genau zu prüfen. Diese Prüfung erfolgt einerseits aus gesetzlichen Gründen und andererseits im Eigeninteresse jeder Bank. Vor allem die Kreditwürdigkeit wird sehr umfangreich geprüft. Wir geben im nachfolgenden Ratgeber Kreditwürdigkeit einen Überblick darüber, was genau Banken bzw. Finanzdienstleistungsunternehmen bei einem Kreditantrag prüfen. Außerdem gehen wir darauf ein, was Antragsteller tun können, wenn die eigene Bonität schlecht ist.
Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit in Österreich
Unser Ratgeber Kreditwürdigkeit umfasst in erster Linie die Kreditwürdigkeitsprüfung. Allerdings wollen wir einen kompletten Einblick in die Vorgehensweise von Banken geben, damit der interne Prüfungsprozess für Interessenten klar wird. Beantragt ein Kunde bei einer Bank in Österreich einen Kredit, so wird im ersten Schritt die Kreditfähigkeit geprüft. Unter der Kreditfähigkeit ist zu verstehen, dass jemand aus rechtlicher Sicht Kreditverträge abschließen darf. So ist beispielsweise ein Jugendlicher, der erst 15 Jahre alt ist, nicht kreditfähig. Außerdem sind Menschen, die unter Betreuung stehen, nicht kreditfähig. In der Regel sind jedoch alle Menschen ab dem 18. Lebensjahr rechtlich dazu befähigt, Kreditverträge abzuschließen.
Fällt die Prüfung der Kreditfähigkeit positiv aus, so erfolgt im nächsten Schritt die Kreditwürdigkeitsprüfung. Diese wird in die persönliche und materielle Kreditwürdigkeitsprüfung unterschieden. Im Rahmen der persönlichen Kreditwürdigkeitsprüfung prüft ein Kreditinstitut die persönlichen Verhältnisse eines Antragstellers. Dazu zählt zum Beispiel das Erscheinungsbild und Auftreten eines Kunden. Im weitesten Sinn kann dazu auch gezählt werden, ob jemand sehr gebildet ist oder aus einer bildungsschwachen Schicht kommt.
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Wichtiger ist jedoch die materielle Kreditwürdigkeit in Österreich. Dabei handelt es sich um die Prüfung der Bonität. Unter der Kreditwürdigkeit wird verstanden, ob jemand in der Lage ist, die monatlichen Kreditraten und somit den Kredit ordnungsgemäß zurückzuzahlen. Die Bank führt also im Prinzip eine Risikoeinschätzung für den Kreditantrag durch und fällt anschließend eine Kreditentscheidung. Dazu wird in einem ersten Schritt der Kreditschutzverband von 1870 kontaktiert. Beim Kreditschutzverband sind Daten zum bisherigen Zahlungsverhalten gespeichert.
Viele Menschen sind der Meinung, dass dort ausschließlich negative Daten vermerkt sind. Es ist jedoch so, dass der Kreditschutzverband positive und negative (sofern vorhanden) Daten der Kunden speichert. Jede Bank ruft die gesammelten Daten ab und prüft dann die Einträge. Befinden sich negative Einträge in der Datenbank, so deutet das auf eine negative Bonität hin. Die Chancen auf einen Kredit sinken in diesem Fall deutlich. Allerdings beschränkt sich die Kreditwürdigkeitsprüfung nicht nur auf die Daten des Kreditschutzverbandes.
Welche weiteren Daten prüft die Bank im Rahmen der materiellen Kreditwürdigkeitsprüfung?
Die materielle Kreditwürdigkeitsprüfung umfasst, neben dem Abruf der Daten des Kreditschutzverbandes, weitere Aspekte. Eine wichtige Voraussetzung für die Vergabe eines Kredits besteht darin, dass der Antragsteller über ein regelmäßiges Einkommen verfügt. Banken prüfen also, ob ein festes Arbeitsverhältnis besteht und der Kunde ein entsprechend hohes Einkommen hat, um den gewünschten Kredit zurückzahlen zu können. Um diesen Aspekt prüfen zu können, fordern Kreditinstitute Einkommensnachweise und eine Kopie des Arbeitsvertrages.
Liegen diese Daten vor, so muss der Kunde seine regelmäßigen monatlichen Ausgaben offenlegen. Banken fordern von ihren Kunden in diesem Zusammenhang sehr häufig Kopien der letzten Kontoauszüge ein, da aus diesen die regelmäßigen monatlichen Einnahmen und Ausgaben hervorgehen.
Die Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit im Zuge der Kreditwürdigkeitsprüfung
Ein wesentlicher Bestandteil der Kreditwürdigkeitsprüfung besteht in der Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit. Wenn die Bank alle monatlichen Ausgaben von den Einnahmen des Kreditnehmers abzieht, bleibt im Optimalfall ein Überschuss übrig. Hat jemand beispielsweise ein Einkommen in Höhe von 2.000,00 EUR netto monatlich und regelmäßige monatliche Ausgaben in Höhe von 1.700,00 EUR, so beträgt die Kapitaldienstfähigkeit 300,00 EUR. Der Antragsteller hat also einen monatlichen Betrag in Höhe von 300,00 EUR, um damit den Kapitaldienst für das beantragte Darlehen zu leisten. Die Kreditrate für das neue Darlehen darf somit maximal 300,00 EUR betragen.
Daten zusammenstellen und auf das Kreditgespräch bei der Bank vorbereiten
Die Kreditwürdigkeitsprüfung kann, je nach Höhe des Kreditantrags, sehr umfangreich ausfallen. So prüfen Banken im Rahmen einer Baufinanzierung, die ein Volumen von 350.000,00 EUR hat, natürlich sehr genau, ob der Antragsteller den gewünschten Kredit zurückzahlen kann. Es ist in jedem Fall sinnvoll, sich sehr gut auf das Gespräch mit dem Bankberater vorzubereiten. Eine gute Vorbereitung erspart dem Berater Zeit und Stress. Außerdem belegt es, dass der Kreditnehmer gut organisiert und strukturiert ist.
Zu einer guten Vorbereitung gehört, dass Kreditnehmer alle erforderlichen Unterlagen organisieren und zum Gespräch mitbringen. Kontoauszüge, Gehaltsnachweise, ein Arbeitsvertrag und alle anderen relevanten Dokumente sollten beim Erstgespräch vorliegen. Die Kreditwürdigkeitsprüfung kann durch den Berater in so einem Fall schneller durchgeführt werden, sodass er eine bessere Kreditentscheidung treffen kann.
Kann die Kreditwürdigkeitsprüfung auch bei mäßiger Bonität positiv ausfallen?
Es gibt zahlreiche Fälle, in denen Kunden lediglich über einen befristeten Arbeitsvertrag verfügen. Außerdem kann es vorkommen, dass negative Einträge in der Datenbank des Kreditschutzverbandes stehen. In so einem Fall ist die Bonität des Antragstellers mäßig bzw. schlecht. Banken vergeben in der Regel keine Kredite an Kunden mit negativer bzw. mäßiger Bonität. Die materielle Kreditwürdigkeitsprüfung kann jedoch trotzdem positiv ausfallen. Dazu müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
Bei einem befristeten Arbeitsvertrag kann die Kreditwürdigkeitsprüfung beispielsweise dann positiv ausfallen, wenn der Kreditnehmer nachweisen kann, dass er nach Beendigung des aktuellen Arbeitsverhältnisses einer anderen Tätigkeit nachgeht, die Einkünfte generiert. Weiterhin ist es möglich, dass die Kreditwürdigkeitsprüfung bzw. Kreditentscheidung positiv ausfällt, wenn der Kreditnehmer Sicherheiten stellen kann. Eine geeignete Sicherheit wäre beispielsweise ein Bürge, der über regelmäßige Einkünfte und eine positive Bonität verfügt.
Wie unterscheidet sich die Kreditwürdigkeitsprüfung bei einer Kreditbeantragung im Internet von der Prüfung der Bonität bei einer Hausbank vor Ort?
Die Kreditwürdigkeitsprüfung im Internet unterscheidet sich kaum vom Prüfungsprozess bei einer Bank vor Ort. Online fällt lediglich die persönliche Kreditwürdigkeitsprüfung zu großen Teilen weg, da der Antragsteller nicht persönlich bei der Bank vorstellig wird. Die materielle Kreditwürdigkeitsprüfung erfolgt jedoch sehr ausführlich.
Online müssen Antragsteller alle Daten, wie beispielsweise Kontoauszüge, Arbeitsverträge und Belege über regelmäßige Ausgaben, hochladen. Die Prüfung dieser Daten erfolgt dann durch einen Berater im Hintergrund.
Wie kann die eigene Bonität verbessert werden?
Ist die Kreditwürdigkeitsprüfung negativ ausgefallen, vergeben Banken in der Regel keinen Kredit. In diesen Fällen stellt sich die Frage, was Kunden tun können, um die eigene Bonität zu verbessern. Langfristig und nachhaltig lässt sich die Bonität verbessern, indem bestehende Kredite zurückgezahlt werden und beispielsweise der Dispositionskredit zurückgeführt wird. Die gesamte finanzielle Situation muss sich verbessern. In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, das eigene Einkommen zu erhöhen. Sollte das nicht möglich sein, so sollten Kunden versuchen, die monatlichen Kosten zu reduzieren.
Die Verbesserung des Verhältnisses von Ausgaben und Einnahmen schafft freie Liquidität, um damit Schulden zu tilgen. Außerdem kann den Kreditinstituten im Anschluss daran die Verbesserung der Vermögenssituation aufgezeigt werden, sodass eine positive Entwicklung der Bonität erkennbar ist. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, auf die Nutzung der Kreditkarte zu verzichten. Eine Kreditkarte verleitet dazu, Dinge auf Kredit zu kaufen und somit Schulden anzuhäufen. Das wiederum ist schlecht für die eigene Bonität und eine mögliche Kreditwürdigkeitsprüfung.
Zusammenfassung und Fazit
Wer einen Kredit aufnehmen möchte, muss kreditfähig sein und eine positive Kreditwürdigkeitsprüfung durchlaufen. Insbesondere bei der materiellen Kreditwürdigkeitsprüfung wird die Bonität des Antragstellers geprüft. Dazu sind Banken gesetzlich verpflichtet. Kreditinstitute prüfen in diesem Zusammenhang stets die Einträge beim Kreditschutzverband. Liegen dort keine negativen Einträge vor, haben Antragsteller gute Chancen, einen Kredit zu bekommen. Die weiteren Aspekte, wie Einnahmen, Ausgaben, ein festes Arbeitsverhältnis und weitere Zahlungsverpflichtungen, komplettieren dann die materielle Kreditwürdigkeitsprüfung.
Fällt die Kreditwürdigkeitsprüfung negativ aus, können Antragsteller die eigene Bonität verbessern. Wird zwingend ein Kredit gebraucht, kann beispielsweise eine Bürgschaft als Sicherheit eingebracht werden. Auch andere Sicherheiten sind denkbar, damit das Risiko für die Bank sinkt.