Ratgeber Depotkosten

Ein Depot kann dem Wertpapieranleger teuer zu stehen kommen. Selbst dann, wenn keinerlei Transaktionen stattfinden, müssen für mittelgroße Depots nicht selten mehr als 100 Euro aufgewendet werden. Auch wenn inzwischen zahlreiche Banken mit kostenlosen Wertpapierdepots werben, sollte genauer hingeschaut werden. Denn kostenlos bedeutet nicht zwingend gebührenfrei.

Wie sich die Depotkosten zusammensetzen

Bewegen sich die Termingeldzinsen wie aktuell auf einem niedrigen Niveau, gewinnen Wertpapiere und Aktien an Attraktivität, zumal sie im Vergleich zu Tages- und Festgeld höhere Renditen versprechen. Weil allerdings Privatanleger nicht selbst an der Börse auftreten können, benötigen sie ein Depot bei einer Bank oder einem Broker, der im eigenen Auftrag tätig wird. Diese Leistung lassen sich einige Geldinstitute allerdings teuer in Form von Depotgebühren bezahlen. Das Problem hierbei ist, dass diese Kosten für das Depot die Rendite beträchtlich schmälern können. Eine üppige Rendite bei der Geldanlage zu erzielen bedeutet somit auch, auf niedrige Depotkosten zu achten. Ein Vergleich lohnt sich, zumal auch die Experten von Stiftung Warentest Einsparpotenziale von mehreren hundert Euro pro Jahr sehen. Wichtig ist es dabei zu wissen, welche Kosten ein Depot verursachen kann.

Neben den Ordergebühren sind insbesondere folgende Positionen üblich:

  • Kosten für die Depotführung
  • Orderprovisionen
  • Gebühren für Limit- oder Orderänderungen
  • Gebühren für die Verwahrung der Papiere im Depot
  • Kosten für die Bereitstellung des erforderlichen Verrechnungskontos

Depotgebühren richten sich in aller Regel nach dem Nenn- bzw. Kurswert der in Ihrem Depot befindlichen Wertpapiere sowie nach der Anzahl der Transaktionen, welche im vergangenen Rechnungsjahr veranlasst wurden. Heutzutage werden die Depotgebühren von zahlreichen Banken bei Eröffnung eines Depots für einen bestimmten Zeitraum – häufig 1 Jahr – erlassen. Ebenfalls üblich sind Traderrabatte, durch welche besonders aktive Trader mit einem Nachlass auf die Ordergebühren belohnt werden.

Ordergebühren mit größtem Kostenanteil

Den Löwenanteil der Depotkosten machen die sogenannten Ordergebühren aus, welche beim Kauf oder Verkauf von Wertpapieren anfallen. Je öfter Transaktionen getätigt werden, desto entscheidender wird die Höhe der Ordergebühren. Im Gegensatz zu den Depotgebühren fallen die Ordergebühren demnach nur dann an, wenn Sie auch aktiv mit Wertpapieren handeln. Deren Berechnung wird jeweils von der Bank oder Broker vorgenommen, entsprechend dem vereinbarten Preis-/Leistungsverzeichnis bzw. den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). In den AGB finden Sie ferner auch die Konditionen zu den weiteren Gebühren. Vertreten sind heutzutage unterschiedliche Modelle von Ordergebühren. Einige Anbieter machen diese Gebühr etwa vom gehandelten Gegenwert abhängig. Andere wiederum berechnen eine pauschale Gebühr, welche im Fachjargon auch als Orderflat bezeichnet wird. Ist eine solche vereinbart, so spielt die Art des Wertpapieres sowie dessen Gegenwert bei der Festsetzung der Ordergebühr keine Rolle. Achten Sie beim Vergleich auch darauf, dass Börsenspesen nicht gesondert berechnet werden, sondern bereits im Orderpreis enthalten sind.

Online-Banken als preiswerte Alternative

Am günstigsten ist es, wenn Sie Ihre Wertpapiergeschäfte bei einer Online-Bank im Internet abwickeln. Im Vergleich zu einer Filiale fallen sämtliche Gebühren niedriger an. Weil nämlich Onlinebroker und Direktbanken keine Filialen betreiben, können sie ihre Geschäfte deutlich preiswerter anbieten. Ihre Wertpapieraufträge geben Sie von zuhause am Computer ein und bezahlen aus diesem Grund viel niedrigere Provisionen. Nicht wenige Online-Banken bieten inzwischen auch die Möglichkeit, Aufträge telefonisch zu übermitteln. Für einen Telefonauftrag erheben die Banken zumeist einen Aufschlag von 3 bis 10 Euro. In einigen Fällen profitieren Sie von freebuys, also einer bestimmten Zahl kostenfreier Trades. Nicht wenige Online-Broker verzichten im Gegensatz zur Filialbank aber auch auf Kosten für eine Limit- oder Orderänderung und bieten zudem günstigere Transaktionsentgelte. Zum Vergleich: Die klassische Hausbank berechnet für eine Änderung oder Löschung oftmals 4,90 Euro und mehr. Vorsicht beim Fondskauf! Gerne empfehlen Filialbanken den Kauf über die Fondsgesellschaft, um den fälligen Ausgabeaufschlag von bis zu 6 Prozent zu kassieren. Bestehen Sie beim Ausgabeaufschlag auf einen Nachlass von mindestens 50 Prozent. Dieser ist bei den meisten Direktbanken ohnehin vorgesehen – für manche Fonds entfällt der Ausgabeaufschlag sogar gänzlich.

Welche Einsparpotenziale lauern

Wie groß die Kostenunterschiede für ein Wertpapierdepot ausfallen können, zeigt eines von vielen Beispielen. So etwa auch die Untersuchung von Stiftung Warentest, die zu diesem Zweck zwei Musterdepots im Wert von jeweils 153.000 Euro und 7.000 Euro bildete. Beim großen Depot wurden 50 Trades, beim kleinen hingegen 10 Trades pro Jahr unterstellt. Für das kleine Depot ermittelten die Experten ein Sparpotenzial von mehr als 200 Euro. Im Falle des großen Depots waren sogar Ersparnisse von über 9.000 Euro möglich. Eine aktuellere Untersuchung von Stiftung Warentest ging von 11 Positionen im Musterdepot und sechs Aufträgen in der Ordergröße zwischen 6.000 und 12.000 Euro aus. Hierbei kostete das teuerste Filialdepot 1.030 Euro, das günstigste hingegen nicht einmal 200 Euro. Noch preiswerter waren die Onlinedepots: Hier verlangen einzelne Anbieter lediglich 30 Euro im Jahr.
Anderes Beispiel: Für ein Depot, über das im Jahr sechs Transaktionen abgewickelt werden, fallen bei einem günstigen Anbieter im außerbörslichen Handel 35,40 Euro an Gebühren an. Wickeln Sie diese Geschäfte stattdessen über die Börse ab, sind zusätzlich 30 Euro an Börsengebühren zu entrichten.

Was es zu berücksichtigen gilt


Beachten Sie eventuell vorgegebene Mindestdepotvolumen, gerade dann, wenn Sie lediglich ein kleines Depot benötigen. Aufmerksamkeit sollten Sie auch hinsichtlich möglicher Transaktionen walten lassen, da die Banken nicht selten Mindest- und Höchstbeträge vorsehen. Zudem kann es auch Aufschläge für offline erteilte Orders in unterschiedlicher Höhe geben, in Abhängigkeit davon, auf welchem Weg der Auftrag übermittelt wurde. Bewahren Sie zudem die Übersicht, wenn es um Extras wie kostenlose Abrufmöglichkeiten von Realtime-Kursen oder gebührenfreies Referenzkonto mit Verzinsung geht. Sind Sie von der Höhe der Depotkosten nicht überzeugt oder sind diese zu hoch, ist ein Depotwechsel in Erwägung zu ziehen. Dies ist kostenlos, binnen drei Wochen zumeist erledigt und bringt Ihnen als Neukunde nicht selten Gutschriften und freie Trades. Allerdings könnte es sein, dass diese Belohnungen an einer festgelegten Anzahl von Trades innerhalb eine bestimmten Zeitraums geknüpft sind. Viele Online-Broker stellen Depotgebühren einmal im Jahr in Rechnung, so dass Sie leicht deren genaue Höhe entnehmen können.

Auskunft gibt aber auch das Preisleistungsverzeichnis. Lassen Sie sich grundsätzlich nicht von einem Wegfall der Depotgebühren blenden, zumal Provisionen für die Vermittlung von Wertpapiergeschäften deutlich stärker ins Gewicht fallen. Denn ein Vermittler verlangt für den Kauf und Verkauf von Investmentfonds, Anleihen, Zertifikaten oder Aktien eine Courtage. Meist handelt es sich hierbei um die Bank, bei welcher Sie Ihr Depot eröffnet haben. Gerade für sehr aktive Trader sollten die Depotgebühren nicht das entscheidende Auswahlkriterium sein. Berücksichtigen Sie auch eventuell vorgesehene Preisstaffeln. Der vermeintliche Preis von 7,95 Euro könnte sich im Falle einer großen Wertpapierorder etwa auf knapp 20 Euro erhöhen.

Fazit

Dieser Ratgeber „Depotkosten“ soll Ihnen ein Gefühl dafür vermitteln, wo Tücken und Fallstricke lauern. Die Nichtbeachtung wesentlicher Aspekte kann dazu führen, dass ein Großteil der Rendite für Depot-, Ordergebühren und andere Kosten für Bank, Broker, Vermittler und Börse aufgewendet werden muss. Wenn Sie diesen Ratgeber „Depotkosten“ befolgen, werden Sie Ihre Depotkosten auf ein Minimum begrenzen und sich über deutlich höhere Anlageerfolge freuen können.

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